Fachliche Kenntnisse sind weniger wichtig, als man allgemein denkt! Wenn die Motivation und die Einstellung nicht stimmen, helfen die fachlichen Kenntnisse und Erfahrung wenig. Umgekehrt lassen sich die notwendigen fachlichen Kenntnisse entwickeln ja sogar kompensieren, wenn die Motivation und die Einstellung stimmen.
Es gibt im amerikanischen die Aussage: “Hire for attitude, train for skills.” und bringt es auf den Punkt: Es gibt im Prinzip zwei Typen von möglichen Arbeitskräften:
Die einen suchen einen Arbeitsplatz/Gehalt, die anderen suchen eine Aufgabe.
Diejenigen, die den Arbeitsplatz suchen, haben ihr Ziel erreicht, wenn sie ihn gefunden haben. Wer am Ziel ist, dessen Aktivität lässt nach. Er wird sich auf seinen Arbeitsplatz setzen und nur noch das Nötigste tun. Diese “Arbeitskräfte sind die Enten. Diejenigen, die eine Aufgabe suchen, haben hingegen mit der Anstellung ihr Ziel konkretisiert und die Aktivität beginnt. Diese heißen Adler.
Für Unternehmer bedeutet das: Die Einstellung von Mitarbeitern ist nur bedingt beeinflussbar. Man kann sie mit Druck antreiben oder mit Geld und Ehrungen überhäufen, sie werden ihre Einstellung trotzdem in jeder Situation selbst wählen. Deshalb ist es wichtig, die Köpfe zu finden, welche schon von Vornherein die entsprechende Einstellung haben.
Wenn also jemand schon beim Interview mit Schuldzuweisungen kommt: “Die Arbeitsbedingungen bei meinem früheren Arbeitgeber waren so schlecht, da konnte ich nicht…”, dann handelt es sich um eine Ente. Umgekehrt kann man sich ziemlich sicher darauf verlassen, dass Mitarbeiter mit der richtigen Einstellung Mängel in den Fachkenntnissen irgendwann ausgleichen werden.
Wie findet man die Mitarbeiter mit der richtigen Einstellung? Indem man sie regelmäßig und systematisch sucht! Die meisten Unternehmer suchen nur dann nach einem Mitarbeiter, wenn sie einen brauchen. Das ist genauso sinnlos, wie mit dem Verkaufen erst dann anzufangen, wenn das Konto leer ist.
Regelmässige Ausschau nach Adlern
Die Suche nach Mitarbeitern mit der richtigen Einstellung ist eine permanente Aufgabe des Unternehmers. Jim Collins schreibt in seinem Buch “Der Weg zu den Besten” sogar, dass die besten Führungspersönlichkeiten die wirklich guten Mitarbeiter einstellen, bevor sie sie brauchen – wirklich gute Mitarbeiter finden immer einen Weg, sich bezahlt zu machen. Genauso wie man im Vertrieb dafür sorgt, einen ständigen Pool an Interessenten zu schaffen, sollte man dies auch in Bezug auf die Mitarbeiter tun.
Auswahlkriterium: Leuchtende Augen
Wenn man einen Pool an möglichen Kandidaten gesammelt hat, sollte man im nächsten Schritt ein strukturiertes, mehrstufiges, schriftlich fixiertes Auswahlverfahren schaffen. Das kann Tests (z.B. Limbic-Personality oder die verbreiteten, aber auch etwas angestaubten DISG- oder HDI-Tests), Probearbeit, Einstellungsgespräche und Beurteilungen durch die zukünftigen Kollegen umfassen. Wichtig ist, sich im Vorfeld über die eigenen Kriterien im Klaren zu sein und die Kandidaten bei der Probearbeit unter Strom zu setzen, wenigsten ein klein wenig mehr als in der eigenen Firma allgemein üblich ist:, denn bei schönem Wetter kann bekanntlich jeder segeln!
Der Unternehmensberater, Gründer und Autor Klaus Kobjoll achtet im persönlichen Gespräch vor allem darauf, ob die Augen leuchten, wenn potentielle Mitarbeiter über die zukünftige Aufgabe sprechen. Eine schöne Übersicht zu den Unterschieden zwischen Adlern und Enten bietet auch Bodo Schäfer in seinem Buch “Gesetze der Gewinner”. Darin geht es um diejenigen, die eine Aufgabe wollen, und diejenigen, die nur einen Platz zum Ausruhen oder Jammern suchen. Deshalb sollten Unternehmer in die Probearbeit Tests einbauen, auf die Adler und Enten unterschiedlich reagieren.
Anziehungskraft für Adler:
Herausforderung und Eigenverantwortung
Adler suchen im Gegensatz zu Enten eine Aufgabe – also sollte man sie ihnen auch geben! Mit anderen Worten: Nur wenn man eine Aufgabe anzubieten hat, die herausfordernd und sinnvoll ist, zieht man die richtigen Leute an. Ansonsten kommen die Enten. Wer aktuell mit einem Ententeich zusammenarbeitet, hat seine Hausaufgaben nicht gemacht.
Wer kennt sie nicht , die Geschichte mit den Steinmetzen: Ein Passant fragt die Steinmetze, was sie tun. Der erste Steinmetz räumt mürrisch Steine zusammen und sagt: “Ich verdiene meinen Lebensunterhalt”. Der zweite Steinmetz klopft mit wichtiger Miene auf seinen Stein: “Ich liefere die beste Steinmetzarbeit weit und breit.” Der dritte Steinmetz schaut den Fragenden mit glänzenden Augen an und sagt: “Ich baue eine Kathedrale”.
Mit anderen Worten: Beim selben Arbeitsinhalt ist es oftmals nur eine Frage der Darstellung, ob etwas als sinnvoll wahrgenommen wird oder nicht. Und das fängt beim Unternehmer selbst an. Wenn z.B. Software-Unternehmer sagen: “Wir schreiben Code”, dann weiß man schon, wie der Rest der Firma aussieht. Wer keine Energie in die Erarbeitung einer sinnvollen und anziehenden Vision steckt, darf sich über den Rest nicht beklagen.
Eine sinnvolle und anziehende Vision ist DER Schlüssel, um die besten Leute zu finden und zu halten – und sie ist mehr als das übliche “Wir sind die Kundenorientiertesten von allen” oder “50 Prozent Umsatzwachstum in einem Jahr”-Gefasel. Ein Beispiel: Zwei Arbeitgeber machen eine Stellenausschreibung. Der eine schreibt: “Wir entwickeln Software, um im Mobile Internet, der nächsten großen Welle nach dem Web 2.0, Menschen zusammenzubringen.” Der andere schreibt: “Wir machen Verwaltungssoftware für das Katasteramt.” Wo werden sich wohl die guten Leute bewerben?
Mehr zu Enten und Adlern im Buch von Ardeschyr Hagmaier
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