Nach Einschätzung von Designer Wolfgang Joop wird die Modeindustrie die nächste Krisen-gebeutelte Branche sein. Nach einem „Spiegel“-Interview rechnet er mit einigen Pleiten in nächster Zeit. Wir sprechen heute mit Jutta Ohms, Gründerin von Ohms Consulting, die sich seit mehr als 15 Jahren erfolgreich auf dem Parkett der Mode bewegt. Wie schätzt sie die Entwicklungen im Kreativ-Bereich, Mode, Fashion, Interior, Accessoires der Zukunft ein?
Frau Ohms, Sie waren gerade in New York und Paris auf der Fashion-Week. Wurde bei den Invitation-Only Events auch über die Krise gesprochen? Welche Modenschauen haben Sie beeindruckt, was sind die Trends in der Fashion Welt und wie war die Stimmung gerade auch im Vergleich zu vorigen Jahren?
Jutta Ohms: Es gibt erstaunlich wenig Jammern über die Krise, man konzentriert und fokussiert sich mehr auf das, was machbar ist und funktioniert. Das gilt für die USA genauso wie für Europa. Die Menschen in der Modebranche arbeiten höchst konzentriert, und insgesamt strengen sich alle etwas mehr an, als sie es bisher getan haben – sie haben ihr Tempo spürbar erhöht in allem, was sie tun. Man reduziert sein Engagement auf das Wesentliche. Mir scheint, das hat den positiven Effekt, dass die Menschen alle mehr auf dem Boden der Tatsachen stehen mit dem, was sie tun.
Ich habe mir in New York und Paris nur ein paar Schauen angesehen und mehr Zeit für Gespräch face-to-face genutzt. Mich interessieren Schauen auch weniger: vielmehr suche ich stimmige Markenkonzepte, bei denen vom Entwurf bis zum Verkauf an den Endverbraucher und darüber hinaus beim Tragen das gesamte Konzept stimmt, und der Kunde zum Stammkunden wird.
Sie haben Kunden im gesamten Kreativ-Spektrum von Mode angefangen über Jewellery, Cosmetics und Interior – also im weitesten Sinne Fashion, Lifestyle und Luxusgüter. Welche Berufsbilder vermitteln Sie am häufigsten?
Jutta Ohms: Alle Berufsbilder rund um die Produktentwicklung (Einkauf, Entwurf, Product Management, Brand Management usw.) und rund um die Produktvermarktung, vom Global Sales Director über den Visual Merchandiser, den Interior Designer, bis hin zum Store Manager im Handel – das sind die Bereiche, in denen wir statistisch gesehen am häufigsten beauftragt werden.
Meinen Sie, dass sich das Headhunting nach „Kreativköpfen“ unterscheidet von dem Headhunting nach einem CFO oder einem Controlling Group Head? Welchen Aspekt spielt das persönliche Auftreten samt Kleidung und Stil in diesem Bereich? Die Unternehmen für die Sie tätig sind, unterscheiden sich doch in den meisten Fällen von den klassischen Unternehmen hinsichtlich Kultur, Hierarchien und Komplexität – stimmen Sie dem zu?
Jutta Ohms: Auch die Unternehmen, mit denen wir zusammenarbeiten, unterscheiden sich untereinander sehr, in ihrer Größe wie auch in allen von Ihnen genannten Bereichen. Es fällt mir deshalb schwer, ein Pauschalurteil abzugeben. Nach meiner Erfahrung sind ganz branchenunabhängig die Menschen professionell am erfolgreichsten, die konsequent ihrer Intuition folgen – das gilt auch für die CFOs. Allerdings wird den Kreativen im Allgemeinen mehr „Emotionalität“ gestattet, und dieser Aspekt wird stärker gefördert, und das schlägt sich natürlich auch im Äußeren wieder. Ist das kreative Äußere aber nur eine Fassade, und nicht mit Persönlichkeit gefüllt, so ist der Erfolg im Job meist auch nicht von Dauer.
Ihr persönliches Netzwerk ist sehr global, das heißt, sie sind nicht nur in Deutschland aktiv, sondern Sie spinnen die Fäden global von Berlin, Paris, Mailand, Hongkong, London, New York. Was bringt das für Herausforderungen und Möglichkeiten mit sich?
Jutta Ohms: Der Hauptvorteil der internationalen Arbeit ist, dass die Menschen, die wir in Positionen vermitteln, Know-how und auch Werte aus einem anderen Umfeld transportieren können. Deutsche genießen weltweit eine gute Reputation, da ihnen eine besonders gute Arbeitsethik nachgesagt wird und die Ausbildung den meisten anderen Ländern voraus ist. Viele Amerikaner haben dafür ein ausgeprägtes Verhältnis zu Inszenierung und Vermarktung und sind sehr umsatzorientiert, was den europäischen Arbeitgebern sehr zu Gute kommt. Eine besondere Bedeutung kommt bei unserer internationalen Arbeit natürlich dem Netzwerken zu, auch soziale Netzwerke im Internet spielen eine sehr viel größere Rolle, als das noch vor fünf Jahren der Fall war. Deshalb ist es für uns auch selbstverständlich, diese Plattformen aktiv zur Pflege unseres Netzwerks und zum Informationsaustausch nutzen – auch wenn wir damit zum Beispiel auf twitter auf unserem Gebiet in Deutschland noch die Ersten sind.
Über Jahre hinweg gab es in Sachen Mode nur Paris und Mailand. Haben andere Spots wie New York und Hong Kong an Gewicht gewonnen und welche Rolle spielen die Newcomer-Cities gerade für Headhunting?
Jutta Ohms: Headhunting ist immer die Suche nach der Nadel im Heuhafen. Die gesuchte Person kann sich überall befinden, da sollte man offen und neugierig sein – deshalb gibt es für uns keine Landesgrenzen.
Auf ihrer Webseite sind ja derzeit einige Positionen ausgeschrieben, welche Sie besetzen bspw. in den Bereichen Produkt Management, Design, Retail und Marketing. Wollen Sie hier eine Aussage machen, für welchen Bereich unsere Nutzer ihnen gerne Ihren CV übersenden dürfen? Vielleicht dürfen Sie uns auch 1-2 Namen von Marken verraten für die Sie tätig sind?
Jutta Ohms: Wir sind tätig für die namhaftesten international tätigen Unternehmen, und unsere Klienten möchten gern anonym bleiben. Wir respektieren das, genauso, wie wir die Anonymität unserer Bewerber bewahren. Die Namen unserer Klienten nennen wir deshalb nicht. Außerdem möchten wir die Bewerber im Vorfeld kennenlernen, so wie sie sind und sie nicht beeinflussen, indem wir schon einen Unternehmensnamen nennen, der für den Bewerber in Frage kommt. Eine überzeugende Bewerbung ist bei uns immer willkommen, auch unabhängig von unseren aktuellen Suchen!
Welche Modemesse oder Fashion Show steht als nächstes in Ihrem Kalender?
Jutta Ohms: Nachdem ich jetzt gerade zu den internationalen Fashion Weeks durch die Welt gereist bin, brauche ich Berlin für die nächsten spannenden Termine gar nicht zu verlassen: Im November freue ich mich auf die Konferenz „Techno Luxury“, die von der International Herald Tribune in Berlin organisiert wird. Und im Januar stehen dann natürlich auch hier die Fashion Week, Premium und Bread & Butter ins Haus.
Kurz-Vita Jutta Ohms:
Jutta Ohms, Gründerin und Geschäftsführerin von Ohms Consulting, begann Ihre Karriere in der Modebranche zunächst sehr praxisorientiert mit ihrem eigenen Atelier für ausgefallene Einzelanfertigungen. Sie sammelte ihre ersten Erfahrungen im Handwerk und wechselte später auf die Industrieseite. Nach Stationen im Product Management bei einem Hemdendesigner und später im Vertrieb eines Fashionlabels im Premiumsegment lernte Sie 1999 das Fashionbusiness schließlich aus der Sicht der Personalberatung kennen. Im Jahr 2000 gründete sie dann selbst Ohms Consulting, eine
Personalberatung, die sich auf die Vermittlung von Fach- und Führungskräften für die Mode-, Lifestyle- und Luxusbranchen spezialisiert hat.
Verwandte Artikel – Sie sollten auch lesen: